In Zeiten von Corona wird viel geschrieben, wie sich die Menschen zu verhalten haben, um das Virus an seiner Ausbreitung zu hindern. Gerade hier sind Unterschiede in der Kommunikation zwischen verschiedenen Ländern sichtbar.  

Unterschiedliche Kampagnen

Die Niederlande haben landesweit eine Kampagne lanciert, die überall (TV, Radio, Printmedien etc.) verbreitet wird. Sie soll die Bürger und deren Verhalten zum vorsichtigen Umgang miteinander sensibilisieren:https://www.rijksoverheid.nl/onderwerpen/coronavirus-covid-19/communicatiemiddelen-nederlands.

Der Slogan Alleen samen krijgen we corona onder controle (nur zusammen bekommen wir Corona unter Kontrolle), steht sogar für alle sichtbar an der Autobahn auf großen Verkehrsschildern.

Wahlweise wird der Spruch begleitet von thuis blijven oder afstand houden (zuhause bleiben oder Abstand halten).

In Deutschland hat das Bundesministerium für Gesundheit die Kampagne #WirBleibenZuhause und #zusammengegencorona ins Leben gerufen: https://youtu.be/j2KN7m6AesE

Auch die BZgA hat ein Video online gestellt: https://www.youtube.com/watch?v=wnx7cOZXX_8.

So weit, dass man einen einheitlichen Slogan überall und durchgängig präsentiert, sogar auf Autobahnschildern, gehen die Kampagnen aber nicht. 

… mit unterschiedlichem Ziel

In der niederländischen Kampagne liegt der Fokus ganz klar auf dem “Wir.” Nur zusammen als Gesellschaft schaffen sie das. Dabei werden viele – gerne auch humorvolle – Bilder von Menschen gezeigt, die sich für andere einsetzen und sich um andere sorgen. Die Erklärung, warum Abstand halten etc. wichtig ist, tritt in den Hintergrund. 

Im Gegensatz zu den niederländischen Produktionen in Deutschland zwar auch das Wir-Gefühl angesprochen. Es tritt aber wie im zweiten Video hinter die rationalen Erklärungen und Gründe für das Verhalten zurück. Im ersten Video spricht der Bundesgesundheitsminister und verleiht so als Respektsperson der Botschaft Nachdruck und betont deren Ernsthaftigkeit. 

Sach- vs. Beziehungsorientierung 

Der Grund dafür liegt im unterschiedlichen Umgang der beiden Länder in der Kommunikation. Für die Niederländer ist eher das Gemeinschaftgefühl, die Beziehung untereinander, wichtig. Für die Deutschen hat die sachliche Begründung für das Verhalten mehr Gewicht. 

In der interkulturellen Kommunikation spricht man daher von Sach- vs. Beziehungsorientierung. Ein Begriffspaar, das vom niederländischen Kulturwissenschaftler Geert Hofstede geprägt wurde. 

Dabei geht es darum, dass, wenn sich zwei Menschen unterhalten, dies immer auf zwei Ebenen geschieht: der Beziehungs- und der Sach- bzw. Inhaltsebene. Letztere ist für den inhaltlichen Aspekt unerlässlich und vor allem im beruflichen Kontext wichtig. Die Beziehungsebene zeigt die Atmosphäre, die es zwischen Personen bei gemeinsamer Interaktion gibt. Grundsätzlich sind beide Ebenen wichtig, allerdings gibt es kulturelle Unterschiede in der Gewichtung der beiden Ebenen. 

So ist in den Niederlanden ein harmonisches Miteinander, die persönliche Beziehung, fast genauso wichtig wie die sachliche Ebene.  

In Deutschland hingegen geht es oftmals rein um die Sache und das harmonische Miteinander tritt in den Hintergrund. Hier gilt das viel beschworene „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps.“

Auch im Umgang mit dem Corona-Virus kann man anhand der nationalen Kampagnen diesen Unterschied ganz klar erkennen.

Was macht man also, wenn man als Deutscher mit Niederländern beruflich zu tun hat

Bauen Sie am besten eine persönliche Beziehung zu ihrem Geschäftpartner auf. 

Mischen Sie dabei Berufliches und Privates, indem Sie nach Feierabend noch zusammen etwas trinken gehen und dabei auch von sich persönlich erzählen. 

Wenden Sie sich bei Meetings nicht direkt der Sache zu, sondern berichten Sie persönliche Anekdoten, gerne auch mit einem Quäntchen Humor und Selbstironie. Dies fördert Ihre persönliche Beziehung und führt letztlich zu mehr beruflichem Erfolg!